Auszug aus dem:

Vollständigem Staats-, Post- und Zeitungslexikon
von Sachsen
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verfaßt
von
August Schumann

Siebenter Band
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Zwickau
im Verlage der Gebrüder Schumann
1820

Ladenpreis Stück 8 Groschen



Obernitzschka und Unternitzschka zwei nahe beisammen liegende Dörfer des königreiches Sachsen, Leipziger Kreis, Erbamtes Grimma; in beiden sind amtsäßige Rittergüter, zu welchen die Dörfer gehören und welche schon eine lange Reihe von Jahren combiniert sind.
Ober-Nitzschka liegt fast eine Meile unter Grimma und 1 Stunde oberhalb Wurzen, auch 1/2 Stunde von Trebsen, am rechten Ufer der Mulde, auch unweit der Straße von Wurzen nach Leißnig, in einer breiten wiesenreichen, sehr angenehmen Aue, gegen 440 pariser Fuß über dem Meere; Unter-Nitzsachka hat, da es fast an jenes stößt, dieselbe Lage, und beide Orte geben, von den jenseitigen Höhen bei Walzig und Pausitz angesehen, einen vortrefflichen Prospect.
In Obernitzschka ist eine ansehnliche, neugebaute Kirche, die Schwesternkirche des nahe in Süden gelegen Neichen: hinzugefarrt sind noch Unternitzschka, Oelschütz oder Oelsch, und die Sonnenmühle.
Ferner ist hier eine Mühle mit 1 Gange, und die Einwohner haben 3 Hufen; die versteuern das zum Rittergut gehörige Dörfchen Pyrna mitgerechnet 367 gangbare Schocke und 2 Taler 19 1/2 gr. Quantervergeld, hatten 1789 auch 78 Kühe.
Unternitzschka hat 130 - 140 Einwohner und 5 1/2 Hufen, vertseuert 370 gangbare Schocke und 2 Taler Quantenvergeld, und und besaß 1789 14 Pferde, 50 Kühe und 33 Schaafe.
Im ganzem Rittergutsbezirk gab man 1801 nur 304 Consumenten an ; die Einwohnerzahl beträgt aber sicher über 350.
Beide Rittergüter (von welchen jedoch Unternitzschka mehr wie ein Vorwerk betrachtet wird) sind mit einem Ritterpferd belegt, und gehören der Mahlmannchen Familie. Seit beinahe 100 Jahren gehören sie denen v. Holleufer und aus dem Winkel.
Die Familie von Minckwitz besaß sie schon im Jahr 1638 und auch noch im Jahr 1720.
Obernitzschka besitzt die Mit Collatur über die Kirche zu Neichen, und die alleinige über die hiesige Schule, es hat Gute und Starke Wirtschaft mit schönen Gebäuden und besonders ein geschmackvolles Schloß in sehr angenehmer Lage.
Beider Güter haben starken Wiesenwachs, zum Teil jenseitz der Mulde, weshalb das Heu großenteils auf Kähnen transportiert werden muß.
Auf Streits Charte ist das untere Rittergut nur als Vorwerk verzeichnet. (S) In der ins 14. Jahrhundert gehörigen meißner Stiftsmatikel heißt der Ort blos Nitzschkow, und die dasige Kirche gehörte unter die Präpositur und sedes Wurzens.