aus Rundblick 1959 Heft 9

Die Mulde

Mit dem Faltboot die Mulde abwärts
II.

Im ersten Teil meines Reiseberichtes erzählte Ich von einer tränenden Autofahrt nach Leisnig, vom anstrengenden Zusammenbau dreier Faltboote, von einem holzgewachsenen Pilz an der Muldenvereinigung, von duftenden Schweineschnitzeln, von den Nonnen Im Nimbschener Kloster lind von anderen Dingen, die uns während unserer Paddelbootfahrt von Leisnig bis Grimma begegneten. Hier nun der zweite Teil:

... Und wieder staute sich das Wasser vor einem Wehr; diesmal dem Nitzschkaer. Es war der größte Brocken, den wir zu überwinden hatten. Nicht etwa wegen der Größe an sich, sondern vielmehr wegen der steilen Ufer, die wir hier erklettern mußten. Vor allem ärgerte uns das deshalb, weil man aus dem Wehr überhaupt keinen Nutzen mehr zieht, da die Mühle stillgelegt ist. Man sollte es glatt in die Luft sprengen. Uns blieb jedoch nichts anderes übrig, als das brennesselbewehrte Steilufer zu erklimmen. Aber auch das wurde geschafft, und wir begannen jenseits die letzte Etappe. Gegenüber von Nitzschka hatten wir noch einige ganz flache Stellen zu passieren, und mehrmals schleiften wir die Kiesel. Da sie aber durch die Jahrhunderte währende Einwirkung der Strömung völlig rundgeschliffen sind, ging alles gut ab. Wir trieben im weiten Bogen der Sonnenmühle und dem Loreleyfelsen (ja, den gibt's nicht nur am Rhein) zu. Allerdings schaute ich vergebens nach der kämmenden Jungfrau. Dafür beäugte lins von jenseits eine Herde junger Rinder. Ihre wiederkäuenden Bewegungen müssen in Conny irgendwelche Reflexe hervorgerufen haben; denn er begann plötzlich seine letzte Futterage zusammenzusuchen, um es ihnen nachzumachen. Wir halfen dann auch mit und teilten uns brüder- und schwesterlich ein hartgekochtes Ei, eine der beliebtest. Wanderverpflegungen. Glutrot senkte sich die Sonne dem. Horizont näher und näher. Wir warfen uns noch einmal kräftig in die Paddel, und dann sahen wir auch die Türme unserer Heimatstadt. Eine Flotille Sonntagspaddler trieb langsam dahin. Ob sie wohl wußten, woher wir kamen? Ich hätte Lust gehabt, es ihnen zu sagen, um ihre Bewunderung zu erheischen. Denn schließlich haben wir allerhand Kilometer ...

Letzte Beratung nach Überwindung des Nitzschkaer Wehres

Foto und Text: M. Müller


Die Mulde im März 2006
beim Eisgang


Die Wellenbrecher


Der Muldendamm


Informationstafel

Blick nach Oelschütz

in der Nähe der Muldenhäuser

in der Nähe vom Park

Fotografiert Weihnachten 2008 (Kathleen Kramer)